Der Debütfilm des französischen Dokumentaristen Claude Lanzmann, „Warum Israel?“ (2017) ist in einer DVD-Sonderausgabe neu erschienen.
Jeder Nationalstaat ist ein Konstrukt. 25 Jahre nach der Gründung Israels beschäftigte sich der französische Dokumentarist mit dem Bauplan des jungen Staates. Als junger Universitätsdozent in Tübingen und in Berlin und später als Journalist in Frankreich hatte Lanzmann die Gründung des jüdischen Staates 1948 nur am Rande wahrgenommen. 1973 interessierte er sich jedoch dafür, wie die Verwirklichung einer jüdischen Utopie aussieht – sowohl in ihrer stabilen wie auch in ihrer fragilen Form. "Warum Israel?" war Lanzmanns erster Film vor seinem Lebenswerk „Shoa". Bis dato hatte primär an der Zeitschrift „Les Temps modernes“ von Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir mitgewirkt.
Mit seinem journalistisch-kritischem Gespür näherte sich Lanzmann nun Israel. Er interviewte Menschen aus möglichst unterschiedlichen Bereichen, Berufen, Altersgruppen und Schichten; immer wieder hakt er nach und schneidet die Thesen der einen gegen die Thesen der anderen. Daraus entsteht ein dreistündiges Mosaik einer Nation, die sich im Werden begreift: „Not yet a nation.“
Filmdienst